TURN ON THE MOVE

2024

Turn on the Move ist der Titel des Ausstellungsprojekts, das Dertnig für das experimentelle Format GENERATOR des Museum der Moderne Salzburg entwickelt hat. Die Formulierung kann als Anregung verstanden werden, eine Bewegung in Gang zu setzen; im Sinne von Feldenkrais ist dies eine leicht auszuführende, aber völlig ungewohnte Bewegung, die eine veränderte Wahrnehmung des Körpers ermöglicht. Dertnig schafft dafür eine Art Bühnensituation, die als Anreiz dient. Im Zentrum steht eine neu konzipierte Skulptur aus ihrer Feldenkrais-Werkgruppe: Schwarze und weiße Linien, leicht ineinander verschlungen, zeichnen eine fließende Bewegung im Maßstab des menschlichen Körpers in den Raum. Ein Bühnenbild im Hintergrund greift diese Dynamik auf. Die Skulptur aus gebogenem Stahlrohr wird zum Requisit und performativen Element: Auf Rollen stehend kann sie von den Besucher:innen immer wieder neu im Raum positioniert werden. In zwei Performances zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Ausstellung wird dieses Setting aktiviert und verändert. An den Wänden installierte Rollen mit kilometerlangen farbigen Strumpfhosen – ein luftig leichter, stark dehnbarer Stoff, der eine intensive Körperlichkeit assoziiert – werden in den Performances mobilisiert und von den Akteur:innen in Beziehung zu den im Raum befindlichen Elementen gesetzt.

Im Rahmen der Ausstellung wird auch die Performance-Filmtrilogie es ist eh schon alles da (2018), donauspuren, digitale weite und andere dinge (2019) und vorblinzeln (2024) gezeigt. Die drei Filme betten die dynamisch abstrakten Formen der Feldenkrais-Skulpturen und die Verspannungen des Strumpfgewebes in einen größeren sozialen Raum ein: Drei Darstellerinnen – zunächst Jugendliche, dann junge Erwachsene – interagieren an ausgewählten privaten und öffentlichen Orten mit diesen Elementen und schaffen durch ihre ganz eigene Präsenz und Haltung ein Porträt der jungen Generation von heute.

Die Auseinandersetzung mit Feldenkrais und einem veränderten Körperbewusstsein durch achtsame Bewegung ist für Carola Dertnig nicht nur ein medienübergreifendes, sondern auch ein generationenübergreifendes Thema. Ihre Mutter Christiane Dertnig, Tänzerin, Autorin und Kulturmanagerin, war eine der ersten Feldenkrais-Lehrer:innen in Österreich. Sie hinterließ umfangreiche Aufzeichnungen, die für Carola

Dertnig und die Entwicklung ihrer spezifischen Sprache, in der sie Bewegung, Skulptur, Zeichnung und Film verbindet, eine wichtige Referenz darstellen. In den Performance-Filmen sind es wiederum Carola Dertnigs Tochter Felicia und ihre beiden Freundinnen Alma Brugger und Flora Buchberger, die eine Brücke zur jungen Generation und ihren Situationen, Wünschen und Herausforderungen schlagen.

Autor: Jürgen Tabor