Seefeld Triologie
Die Seefeld-Triologie ist dem Ort gewidmet, wo Dertnig in der kleinen Frühstückspension ihrer Großmutter teilweise ihre Kindheit verbracht hat. Dertnig untersucht in drei verschiedenen Arbeiten jene Prozesse, die durch den Tourismus in Gang gesetzt und jeweils von widersprüchlichen kollektiven und privaten Utopien durchquert werden. Im Haus Jenewein geht es um ein 1932 von dem Architekten Siegfried Mazagg erbautes Haus, ein hervorragendes Beispiel für das Bauen der Moderne in alpinen Regionen, das allerdings vor einigen Jahren abgerissen wurde, um für ein Apartmenthaus im „Tiroler-Stil“ Platz zu machen. Dertnig versucht eine Rekonstruktion der Geschichte dieses Hauses und der Implikationen seiner Zerstörung. Bei Playcastle thematisiert sie ein gescheitertes Tourismusprojekt und dessen Architektur. Das Playcastle imitiert eine mittelalterliche Burg, während seine hochmodernen unterirdischen Hallen mit seinen Erlebniswelten der Inszenierung aller möglichen Markenwaren hätten dienen sollen. In der Arbeit Love-Age (ein Wortspiel mit lovage, dem englischen Wort für das Gewürz Liebstöckl), 1999 in New York entstanden, begegnen wir Dertnigs Großmutter, die als selbständige Unternehmerin mit ihrer Pension einen wichtigen Aspekt des Nachkriegstourismus repräsentierte. Dertnig verschränkt die von der Großmutter erzählten Träume von Liebesfantasien mit den Fiktionen der Fernsehsoaps, die die alte Dame im Alter begleiteten. Eine Fotoserie der seit den 1950er Jahren fast unveränderten Räume der ehemaligen Frühstückspension verknüpft das Vergangene mit dem Heute, um zugleich die Bruchstellen des Privaten wie auch des touristisch Öffentlichen zu markieren.