Mumok

2004

Installation aus architektonischer Intervention & Hörspiel
212,50 cm x 466,00 cm x 23,00 cm
erworben mit Unterstützung der
Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste 2007
Inventarnummer: AV 177/0

Ausgehend von Interviews mit Zeuginnen des sogenannten „Uniskandals“, der 1968 im Hörsaal 1 der Universität Wien organisierten Aktion Kunst und Revolution, illustriert der Text von Carola Dertnigs Ton-Installation die Erfindung einer neuen Konstellation von Ereignissen. Dertnig hat die Interviews zum Teil belassen, zum Teil umgeschrieben, zum Teil um neue Textpassagen ergänzt. So entsteht eine Erzählung, die dem Dokumentarischen nur insofern verpflichtet ist, als sie Teil einer fiktionalen Konfiguration ist. Bestimmend ist, wer nicht zu Wort gekommen ist und in der geschichtsschreibung vergessen wurde. Wer war im Publikum, welche Rolle haben Frauen gespielt, wo waren sie zu finden, wie haben sie sich gefühlt; in welchem Verhältnis standen Affirmation und Ablehnung der Aktion, wie hat die lokale Geschichtsschreibung in Österreich diese Aktion bewertet und eingeordnet? Ein Holzboden, der vor der Sammlung des Museums installiert wurde, macht den Raum zur Bühne. Damit vergegenwärtigt Dertnig einerseits, dass dem Publikum in der Kunstgeschichte seit langem mehr als nur der passive Part des Betrachtens eingeräumt wird. Andererseits öffnet sich der Spielraum der BetrachterInnen, sie können von der Rolle der RezipientIn zur StatistIn zur AkteurIn wechseln. Die Bühne wird im performativen Sinn zu einem Ort für Handlung.