Frauenhaus Amstetten

2007

FRAUENHAUS AMSTETTEN (nicht realisiert)

Das Frauenhaus ist ein anonymer Ort.
Ein Haus mit vielen oralen Geschichten. Eine Durchgangsstation. Ein Ort mit Spannungen. Ein Kommunikationsort. Frauen kommen und gehen. Der Anfang bzw. der Einzug in das Frauenhaus ist mühsam und meistens schmerzvoll. Ein Umzug aus einer anstrengenden und demütigenden Umgebung ist oft verbunden mit einem fluchtartigen Ausziehen. Das nötige Hab und Gut wird oft mit einem Polizeieinsatz abgeholt. Im Frauenhaus selbst wollen die Frauen dann meistens ihre Ruhe haben und sich sammeln, bevor das neue Leben beginnt. Das beinhaltet meistens, dass eine neue Wohnsituation und oft auch ein neuer Job bzw. eine Schule für die Kinder gefunden werden muss. Das Positive an der Phase im Frauenhaus ist, dass unter den Frauen ein Kommunikationsaustausch entstehen kann. Lebenslange Freundschaften werden geschlossen. Neue Verbindungen, Freundschaften und Netzwerke entstehen. Das wesentliche Merkmal oder Erkennungszeichen aller Frauenhäuser ist die Anonymität. Sie ist die Sicherheit und der Schutz der Frauen. In einer Stadt weiss man, dass ein Frauenhaus besteht, nur die Adresse ist unbekannt. Das Frauenhaus scheint nur als Telefon und Notfall nummer im Telefonbuch auf. Das Frauenhaus ist einerseits ein Ort den jeder kennt und anderseits ist es zum Schutz der Frauen. Anonym und versteckt.

Blickt man über den Hauptplatz von Amstetten, ist über den Häusern eine Baumkette zu sehen. Hinter dem Platz kommt ein Weg, der Kreuzbergweg. Geht man den Weg hinauf, kommt eine kleine Lichtung mit ein paar Bänken. Der Kreuzbergweg ähnelt von seiner Funktion dem Frauenhaus. Das anonyme Versteckte wirkt wie eine Form von Zufluchtsort. Die Holzbänke laden zur Kommunikation ein. Rund um die Lichtung stehen die Bäume, die wiederum vom Hauptplatz zu sehen sind.

In einem dieser Bäume soll ein sichtbares Zeichen, eine Art „Sign“ für das Frauenhaus gesetzt werden. Die Maase des Originalhauses werden abgenommen und Maßstab gerecht in den Baum eingepasst. Ein verkleinertes Frauenhaus aus Neon.
Ein leuchtendes Zeichen setzen für etwas, dass sich in unserer Gesellschaft versteckt halten muss. Das „Zeichen des „Frauenhauses“ spiegelt in der Nacht Sichtbarkeit und am Tag die Anonymität. Die Präsenz wird so in der ganzen Stadt in der Nacht wahrgenommen. Je nach Jahreszeit wirkt das Licht stärker oder schwächer.Am Tag sind die Konturen aus der Nähe sichtbar.

Sucht man den Ort auf, sieht man die Konstruktion deutlich im Baum. Die schon bestehenden Bänke werden weiß gestrichen, um so eine Verbindung zwischen dem Zeichen im Baum und dem kommunikativen sowie besinnlichen Ort herzustellen. Die Skulptur soll das vorhandene Stadtlicht ersetzen und mit den öffentlichen Beleuchtungen ein oder ausgeschaltet werden.
Durch minimale Verschiebungen wird das bereits existente verdeutlicht .Das Unsichtbare wird präsent und kann so neu verhandelt werden.

Carola Dertnig in Zusammenarbeit mit Adrien Tirtiaux